Spieletest: Return to PoPoLoCrois: A Story Of Seasons Fairytale

Kennt ihr PoPoLoCrois? Die Rollenspielreihe, die auf einen bereits 1978 erschienen Manga basiert, erfreut sich in Japan großer Beliebtheit, bei uns ist sie jedoch eher unbekannt, da bis jetzt nur ein Ableger auf der PSP veröffentlicht wurde, die restlichen Spiele und auch der Manga blieb den Japanern vorbehalten. Na gut, das stimmt nicht ganz, denn am 18. Februar erschien mit Return to PoPoLoCrois: A Story Of Seasons Fairytale ein weiterer Teil der Reihe. Dabei handelt es sich, wie der Name bereits vermuten lässt, um ein Crossover mit der Bauernhof-Simulation Story Of Seasons auf dem Nintendo 3DS. Ich habe mir das Spiel für euch genauer angesehen.


Das Spiel beginnt mit dem 13. Geburtstag von Prinz Pietro, der Sohn des über PoPoLoCrois regierenden König. Pietro hat aber eigentlich ganz andere Dinge im Sinn: Er möchte gerne seine beste Freundin, Waldhexe Narcia besuchen, muss sich jedoch beeilen, da das ganze Königreich eine große Feier für ihn vorbereitet hat, die allerdings auch einen Gast von weit her besucht: die mysteriöse Marmela aus dem fernen Galariland. Seit geraumer Zeit gibt es immer wieder Zwischenfälle und Verwüstungen, ausgelöst durch die sogenannten schwarzen Biester. Gemeinsam mit Marmela reist Pietro ins unbekannte Land, um eine Lösung zu finden, ohne zu ahnen, dass Marmela nicht nur gute Absichten hegt…

Immer wieder gibt es kleine Anime-Sequenzen, die Teile der Story erzählen, was die Geschichte deutlich auflockert. Viele der schrullig und abwechslungsreich gestalteten Charaktere haben eine eigene Hintergrundgeschichte und ganz eigene Beweggründe. Auch Pietro werdet ihr durch sein Heimweh und seine neuen Freundschaften in Galariland sehr schnell ins Herz schließen. Ansonsten ist die reine Geschichte für ein RPG aber leider relativ langweilig geraten, sie ist einfach zu linear und vorhersehbar.



Von Zeit zu Zeit gibt es immer wieder kleine Anime-Sequenzen, die die Story vorantreiben.


Direkt in den ersten Minuten des Spieles werdet ihr in das Kampfsystem von Return to PoPoLoCrois: A Story of Seasons Fairytale eingeführt. Man kann es am ehesten mit einem klassischen RPG-Kampfsystem vergleichen, auch hier wird auf rundenbasierte Kämpfe gesetzt, die jedoch mit einem kleinen Twist ablaufen: Pietro (und bis zu 3 Kumpanen) lassen sich nur auf einem kleinen, begrenzten Raster bewegen, was eure Bewegungsfreiheit deutlich einschränkt und ihr eure Züge durchdacht planen müsst, damit ihr nicht vom Gegner überrant werdet. Das ist eine willkommene Abwechslung und bringt frischen Wind in das Spiel. Apropos Wind: Im Kampf könnt ihr nicht nur mit Nahkampfwaffen (in Pietros Falle ein Schwert) angreifen, sondern auch mit speziellen Skills, wie zum Beispiel Wind- oder Feuermagie, die nach und nach freigeschalten und verbessert werden. Für Gegner vom leichteren Schlag gibt es außerdem die Auto-Kampf-Funktion, mit der die Helden von selbst kämpfen und ihr euch somit entspannt zurücklehnen könnt, was auch von Zeit zu Zeit sehr willkommen ist, da die Kämpfe nach einer gewissen Zeit ziemlich eintönig werden, was auch mit den Dungeons zusammenhängt, die mit Abstand das negativste am ganzen Spiel sind: Immer wieder müsst ihr von den schwarzen Biester befallene Felder retten, in dem ihr auf Ameisengröße schrumpft und im Feld selber gegen das böse Biest kämpft, was sich in kleinen Dungeons abspielt. Und genau diese sind das Problem: Nicht nur sind die Höhle unfassbar linear und langatmig gestaltet, sondern gibt es auch an allen Ecken und Enden zufällig ausgelöste Kämpfe, deren Häufigkeit zwar geändert werden kann, jedoch kommen die trotz all dem meiner Meinung nach immernoch viel zu häufig vor.



Die blaue Färbung steht für den erreichbaren Bereich, die rote für die Angriffsreichweite.


Außerhalb des Kampfes erwartet euch klassische RPG-Kost: Die weitläufige Welt von PoPoLoCrois und Galariland erkunden, mit NPC-Charakteren reden und gegebenfalls einen der vielen Nebenquests annehmen, oder Pflanzen, Mineralien oder Insekten fangen, die auch verkauft werden können. Mit bestimmten, weiblichen NPCs könnt ihr auch eine Beziehung aufbauen, warum das so ist, wird innerhalb der Geschichte genauer erläutert. Eine Familie gründen wie in Story of Seasons könnt ihr zwar keine, aber Pietro ist ja auch erst gerade 13 Jahre alt geworden. Und dann wäre da noch der Story of Seasons-Aspekt: Schon relativ zu Beginn bekommt Pietro durch Zufall seinen eigenen Bauernhof geschenkt, bei dem ihr in bester Harvest Moon-Manier Obst und Gemüse anbauen und schließlich auch ernten könnt. Außerdem könnt ihr im späteren Spielverlauf auch einiges an Vieh, wie zum Beispiel Kühe oder Hühner halten, und deren Produkte (in diesem Fall Milch und Eier) sammeln, als Heilmittel verwenden oder einfach verkaufen. Außerdem schaltet ihr im späteren Spielverlauf weitere Farmen frei, auf denen ihr spezielle Obst- und Gemüsesorten wie Mais oder Melonen anbauen könnt. Das Anbauen von Pflanzen ist zwar für die Story nicht zwingend notwendig, jedoch bringt es einiges an Abwechslung und Spaß, außerdem erweitert es die Spielzeit von 20-25 Stunden merklich. Trotz allem hätte ich mir bei einem Crossover mit Story of Seasons mehr Tiefgang beim Anbauen und Ernten von Pflanzen gewünscht.



Im Spiel selber könnt ihr allerlei Obst und Gemüse anbauen, was jedoch nur optional ist.


Grafisch liegt das Spiel im Mittelfeld. Die Charaktere sind allesamt knallbunt und abwechslungsreich gestaltet, die Anime-Sequenzen sind schön anzuschauen, jedoch sind die restlichen Umgebungen und Hintergründe ziemlich altbacken. Die allgemeine Gestaltung von Dörfern und Städten ist jedoch durchaus gelungen, im Gegensatz zu den Dungeons, die alle furchtbar langweilig und generisch ausgefallen sind.




Die Welt ist toll gestaltet, jedoch wirken manche Hintergründe sehr veraltet.


Soundtechnisch macht das Spiel einiges richtig. Die Musik reißt einen zwar nicht vom Hocker, jedoch gibt es hin und wieder einige schöne Melodien zu hören. Auch die englische und japanische Vertonung ist gelungen. Die Sprecher machen eine solide Arbeit und sind in beiden Sprachen schön anzuhören. Eine kleine Anmerkung: Das komplette Spiel besitzt leider nur englische Bildschirmtexte, wer also der englische Sprache nicht mächtig ist, wird dem Spiel wahrscheinlich nichts abgewinnen können.


Fazit:

Return to PoPoLoCrois: A Story of Seasons Fairytale hat mit einigen Schwächen zu kämpfen: Der viel zu leicht geratene Schwierigkeitsgrad, die mehr oder weniger zusammenhangslose Implementierung der Farmen und weitere Gameplay-Mängel weisen viele verschiedene Schwächen auf. Der aber wohl größte Kritikpunkt ist das Dungeon- und Kampfdesign: Die immer länger und verschachtelter werdenden Dungeons sind allesamt generisch und sehr ähnlich, das Kampfsystem weiß auf Dauer ebenfalls leider nicht zu überzeugen. Die interessanten Charaktere, die schön gestalteten Welten und die charmante, wenn auch unspektakuläre Handlung bewegen einen aber trotzdem immer dazu, weiterzuspielen. Wer ein leichtes und spaßiges RPG für zwischendurch sucht und Bauernhof-Simulationen mag, der wird durchaus Freude an Return to PoPoLoCrois: A Story of Seasons Fairytale haben, trotzdem sollten man nicht zu große Erwartungen an das Spiel haben.


6,5/10


Das Spiel ist seit dem 18. Februar im eShop erhältlich und kostet 34,99€. Vielen Dank an Marvelous Europe und Nintendo für die freundliche Bereitstellung des Downloadcodes für das Spiel!